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Des Kaisers Pferde – Bald vom Aussterben bedroht?

Statue von Shagya db 1836 im Natiobnalgestüt Bábolna
Statue "A bábolnai fehér mén" des Hengstes Shagya db 1836 im Natiobnalgestüt Bábolna. Einer der Gründerhengste der Shagya-Araber und seit 1978 Namensgeber der zuvor als "Araberrasse" bezeichneten Pferderasse.

Das Jahr 2018 ist aus Sicht von Shagya-Araber Enthusiasten in Deutschland ein Jahr der gemischten Gefühle. In den klassischen Disziplinen waren wieder mehr Pferde und Reiter am Start, in Sachen Vernetzung der Reiter und Züchter zeichnen sich positive Entwicklungen ab, aber international gibt die Entwicklung der Fohlenzahlen deutlichen Anlass zur Sorge...

Das Jahr 2018 ist aus Sicht von Shagya-Araber Enthusiasten ein Jahr der gemischten Gefühle. In sportlicher Hinsicht in Deutschland auf jeden Fall ein positives, denn nach mehreren Jahren mit sinkender Anzahl Turnier aktiver Shagya-Araber im LPO-Bereich waren wieder mehr Pferde am Start . Besonders erfreulich dabei, dass sowohl auf Reiter- als auch auf Pferdeseite einige junge Neuzugänge zu verzeichnen sind. 

 

Demgegenüber kann man die Entwicklung in der Zucht nur noch als Besorgnis erregend bezeichnen. Viele der erfahrenen Züchter haben aufgegeben, sind verstorben oder hören demnächst auf. Nachfolger sind meist nicht in Sicht. In der Datenbank zur Vielfalt von Nutztieren der Vereinten Nationen  "Domestic Animal Diversity Information System (DAD-IS)" wird die Rasse als "at risk" eingestuft.

 

Wertvolles Wissen um Herkunft, Eigenschaften und Abstammung geht ebenso verloren wie die einzigartigen Stuten- und Hengstlinien. Damit bricht die Breite der Zuchtlinien weg, die es der Shagya-Araber Zucht bis heute ermöglicht hat innerhalb einer Rasse Zuchtlinien mit charakteristischen Exterieur- und Interieur-Eigenschaften zu erhalten und diese bei Bedarf gezielt miteinander anzupaaren. Eine Blutauffrischung innerhalb der Rasse wird immer schwieriger und eine zu starke Einkreuzung von Vollblutarabern birgt die Gefahr die linienspezifischen Eigenschaften zu stark zu verwässern. 

 

Insbesondere in den letzten sieben Jahren sind die Fohlenzahlen dramatisch gefallen. Wurden im Jahr 2011 mit 533 Fohlen weltweite noch annähernd so viele Fohlen geboren wie 1996, kann davon im Zuchtjahr 2017 keine Rede mehr sein. Mit 290 Fohlen insgesamt hat sich die Anzahl geborener Fohlen gegenüber 2011 beinahe halbiert.Bereits 2014 war diese Tendenz klar erkennbar. In diesem Jahr kamen bereits weniger als 400 Shagya-Araber Fohlen zur Welt. Die Internationale Shagya-Araber Gesellschaft (ISG) verzeichnet für 2017 im Einzelnen folgende Zahlen:

 

AFCAS (Assiciation Francaise Cheval Arabe-Shagya): 23

Bab (Nationalgestüt Bábolna – Nemzeti Menesbirtok Kft): 22

Male (Magyarországi Arablótenyésztök Egyesülete): 66

NASS (North American Shagya-Arabian Society): 9

ÖAZV (Österreichischer Araberzuchtverband): 15

PshR (Performance Shagya-Arabian Registry): 5

Rad (Nationalgestüt Radautz): 33

SAVS ((Shagya-Araberverband der Schweiz)): 6

Sshaf (Svenska Shagya-Araberföreningen): 0

SVAZ (Chovatelú Shagya Arab CR): 25

Top (Nationalgestüt Topolcianky): 32

VZAP (Verband der Züchter und Freunde des Arabischen Pferdes e.V.): 22

ZSAA (Zuchtverband für Sportpferde arabischer Abstammung e.V.): 32  

 

Auch wenn wohl nicht alle Mitgliedsverbände Ihre Fohlenzahlen für 2017 gemeldet haben, so ist die Tendenz eindeutig.

 

Schreitet diese Entwicklung weiter voran, wird derjenige, der einen Shagya-Araber sucht nur noch schwer einen finden. 

 

Natürlich kann man sagen, die ISG müsse noch deutlich mehr unternehmen, um dieser Tendenz entgegen zu wirken. Aber hier beißt sich ein wenig die Katze in den Schwanz. Die finanzielle Ausstattung des Verbandes ist aufgrund der kleinen Mitglieder- und Züchtergemeinschaft logischerweise nicht annähernd mit den finanziellen Möglichkeiten von Warmblut-Verbänden oder dem Trakehner-Verband zu vergleichen. 

 

Auch die Zahl der Fördermitglieder ist leider überschaubar. Hier kann man eigentlich nur diejenige, die fordern der Dachverband möge mehr tun, dazu anregen den Verband als Fördere zu unterstützen. Und wenn man die Frage stellt "Was bekomme ich denn dafür?" lautet aus heutiger Sicht die Antwort: "Eine Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, dass man auch in 10, 20, 30 oder 40 Jahren noch einen Shagya-Araber kaufen kann.". 

 

Wir alle lieben unsere Shagya-Araber, weil diese Rasse so besonders ist. Menschen bezogen, intelligent, unglaublich leistungsbereit, ausdauernd und vielseitig. Mit diesen Eigenschaften ausgestattet waren Shagya-Araber (damals noch "Araberasse" oder "Arabisches Halbblut") die begehrten Offizierspferd der K&K Monarchie. Es war eine Auszeichnung für ihren Reiter ein solches Pferd unter dem Sattel zu haben. Sie haben die Warmblutzucht nachhaltig beeinflusst und sind heute international erfolgreiche Distanzpferde, demonstrieren ihre Leistungsbereitschaft in den klassischen Disziplinen im Amateurbereich und trotzdem bleiben sie ein Geheimtipp, den kaum jemand kennt. Über den man meist nur per Zufall stolpert. 

 

Seit über 200 Jahren sind die Shagya-Araber an der Seite der Menschen. Wir müssen dafür sorgen, dass das auch so bleibt! Eine Aufgabe, die Dachverband, Mitgliedsverbände, Züchter, Reiter und Freunde dieser Rasse nur gemeinsam lösen können…